Geschichte der belgischen Küstenfunkstellen - Fortsetzung 7 v 9 "Ostende Radio"/OST
Von 1955 an verfügte "Oostende Radio" erneut über die Sender Ruiseledes, um die Reichweite der Kurzwelle zu erhöhen. 1956 wurde die Ausrüstung von "OST" um zwei Kurzwellenempfänger und ein automatisches Notsignal auf 500 kHz bereichert. Die ersten UKW-Sender und Empfänger stammen aus dem Jahre 1961. Eine neue Empfangsstelle wurde 1962/63 in Oudenburg erbaut und am 1. April 1964 in Betrieb genommen. Die neue Ausrüstung umfaßte ein automatisches Antennenwahlsystem, um die Empfangsmöglichkeiten zu verbessern, eine Ausrüstung für die Tonfrequenztelegraphie für die Verbindung zwischen Oudenburg und Ruiselede und einen sehr leistungsstarken Fernsprechsender. Untersuchungen bezüglich der Überlastung der Frequenzen hatten zwischenzeitlich die Notwendigkeit von BLU-Anlagen "bande latérale unique" (Einseitenband) im beweglichen Seefunkdienst gezeigt. Im Jahre 1965 modernisierte "Oostende Radio" seine Anlagen mittels BLU-Adaptoren (Einseitenbandauswahlgeräte), wie es vom "Comité Consultatif International pour la Radiocommunication" (CCIR) geraten worden war. Seit 1966 erleichtert eine "TV-Anlage"1 die Arbeit des Funkers, der die Aussendung der "traffic-list" übernimmt. Sie ermöglicht es ihm , sofort zu überprüfen, ob eine Nachricht für ein rufendes Schiff vorliegt. Die immer häufigeren Verbindungen zwischen der Sendestelle Ruiselede und Ostende rechtfertigen die sechs zusätzlichen Tonfrequenztelegraphiekanäle, die 1967 in Betrieb genommen worden sind. Ein zusätzlicher UKW-Kanal wurde in Middelkerke in Dienst gestellt. Seit 1973 sind vier zusätzliche Möglichkeiten für die Schiffahrt geschaffen worden:
das "Selektivrufsystem", das "Teleprinting Over Radio" der "Navtex"- Dienst und das System "Autolink RT",
das vor kurzem in Betrieb genommen wurde.
Das Selektivrufsystem hat zwischenzeitlich seine große Nützlichkeit bewiesen. Bei dieser Rufart wird die menschliche Stimme durch eine Folge verschiedener Töne ersetzt, wobei jede Klanghöhe einer Zahl zwischen 0 und 9 entspricht. Die Küstenfunkstelle verfügt über einen Kodierer, der den Ruf sendet, während an Bord des Schiffes eine Dekodiereinrichtung die Information entschlüsselt. Das Senden des Rufes erfolgt über eine konventionelle Sendeanlage auf für diesen Zweck vorgesehenen Frequenzen auf Grenzwelle, Kurzwelle oder UKW. Das Rufzeichen des Schiffes besteht aus fünf Ziffern, das der Küstenfunkstelle aus vier Buchstaben. Es versteht sich von selbst, daß die Dekodiereinrichtung eine Vorrichtung beinhalten muß, die anzeigt, sei es mit einem visuellen oder hörbaren Signal, wenn ein Ruf empfangen wird.
Da die Sendemethode des Selektivrufes zu kompliziert erschien, wurde am 19. Mai 1983 ein halbautomatischer Selektivruf-Encoder bei "Oostende Radio" in Betrieb genommen. Dieser Apparat zeigt automatisch auf einem Bildschirm die Selektivrufnummern, die gesendet werden müssen, an. Am 2. Mai 1985 wurde ein Mailbox-System in Dienst gestellt. Angesichts des Zeitgewinns, den das System des Selektivrufes schafft, rüstet sich eine stetig anwachsende Zahl von Seefunkstellen mit Selektivrufvorrichtungen aus. Am 1. Februar 1992 ist im Rahmen des GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) das System "digital selectif dappel" (DSC) in Betrieb genommen worden. Durch dieses System werden die ankommenden Nachrichten auf einem Bildschirm gezeigt oder direkt gedruckt.
Das "Teleprinting Over Radio" (TOR) hat ebenfalls die Erwartungen von "Oostende Radio" zufriedengestellt. Die Anfangsphase des Systems "Telex Over Radio" bei "OST" geht auf das Jahr 1976 zurück, wobei es aus einem halbautomatischen System mit Verkehr in Richtung Land-See und See-Land bestand. Seitdem hat sich "TOR" enorm entwickelt und am 15. Dezember 1978 schritt "Oostende Radio" zur Inbetriebnahme einer Weltpremiere, nämlich eines vollautomatischen Radio-Telexdienstes mit Verkehr vom Schiff in Richtung Land. In Richtung Land-See haben die Telexteilnehmer seit dem 2. Mai 1985 die Möglichkeit, in einer Computerdatei der Mailbox, die Nachrichten zu speichern, die an das Schiff gesendet werden. Ohne das Eingreifen eines Funkers der Küstenfunkstelle können die Funker an Bord die Mailbox kontaktieren und nach Austausch der notwendigen Daten - der Schlüssel - direkt und automatisch die ihnen zugedachten Nachrichten abfragen. Seit Anfang 1993 wurde die TOR-Anlage rundum erneuert, um den Empfehlungen des (CCIR), die auf internationaler Ebene abgestimmt wurden, vollständig gerecht zu werden. Das System ermöglicht es den Telexnutzern außerdem, direkt ein anderes Schiff anzurufen, das mit einer TOR-Anlage ausgestattet ist.
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