Geschichte der belgischen Küstenfunkstellen - Fortsetzung 8 v 9


 

"TOR" und "NAVTEX"

In Zusammenarbeit mit den verschiedenen anderen Küstenfunkstellen sendet "Oostende Radio" das Wetter und die die Sicherheit betreffenden Nachrichten in Rundfunknachrichtenform über das "TOR" auf der internationalen Frequenz 518 kHz. Es handelt sich dabei um das System "NAVTEX" (Sendung von Warnungen für den Schiffsverkehr mit Hilfe des Radiotelex-Systems). Die Sendezeiten der Sicherheitsnachrichten der Länder, die am "NAVAREA ONE" (Nordsee) teilnehmen, sind so aufeinander abgestimmt, daß die lebenswichtigen Nachrichten immer aufgefangen werden und der Schiffsverkehr sich in aller Sicherheit vollzieht.

 

Das System "AUTOLINK RT"

Dank dieses Systems, das am 2. Juni 1993 in Betrieb genommen wurde, ist es möglich, Funksprechverbindungen vom Schiff in Richtung Land herzustellen. Das Autolink RT kann auch als Rufsystem von Land in Richtung See benutzt werden.

 

"Antwerpen Radio"

Direkt nach der Befreiung hat "Antwerpen Radio" auf Verlangen der Britischen Autoritäten seine Aufgabe im "British Wireless Center" in Orteluiskaai wieder aufgenommen, um den Funkverkehr mit den alliierten Schiffen zu erleichtern. Unter einem V1-Bombenhagel arbeiteten die Techniker in den Räumen der Lotsenstation des Mageriekaais an der Montage eines kombinierten Telegraphie- und Telephoniesenders, der bei SBR schon während der Besatzungszeit bestellt worden war. Dieser Sender konnte 1945 in Betrieb genommen werden. Die Sprechfunk Abteilung (OSW) konnte erst 1948 anfangen zu arbeiten. Die RCA-Empfänger befanden sich in der ersten Etage der Lotsenstation. Der ferngesteuerte Sender von Philips war in der ehemaligen Automobilfabrik "Minerva" in der Karel Oomsstraat untergebracht.

Durch das Anwachsen des Funkverkehrs war es bald dringend notwendig, eine neue, unabhängige Sendestelle zu errichten. Aus diesem Grunde wurde ein Baugelände an der Kruisschanssluis ausgesucht. In den Jahren 1958 und 1959 wurde es nutzbar. Das "Minerva"- Gebäude wurde als provisorische Empfangsstelle beibehalten. Der bewegliche Dienst für die Rheinschiffahrt, der im selben Jahr eingerichtet worden war, verfügte über zwei Sender und zwei ferngesteuerte Empfänger. Zusätzlich zu dem 35 Meter hohen Antennenmast errichteten die Techniker des "Services Radiomaritimes" 1960 noch zwei neue Mittelwellenantennen. Fünf Jahre später, am 13. September 1965, konnte die neue Empfangsstelle in der Blancefloerlaan auf dem linken Ufer in Antwerpen eingeweiht werden. Der UKW-Empfang wurde von der Kruisschans ans linke Ufer verlegt.

Die "Administration de la Marine" mietete die UKW-Kanäle 12 und 14 für die Überwachung der Schelde. Der UKW-Verkehr mit der Binnenschiffahrt blühte außergewöhnlich schnell auf. Um ein größeres Gebiet abdecken zu können, mußte der "Service Radiomaritimes" (RMD) 1966 die Relaisstationen in Gand und Hasselt in Betrieb nehmen. 1969 folgte die Station in Liege (Lüttich) und 1970 die Station in Ronquieres. In der Zwischenzeit wurde die Relaisstation in Hasselt durch die Relaisstation in Mol ersetzt.

In den Jahren 1985/86 sind die Relaisstationen von Bellegem (Courtrai), für die Bedienung des Schiffsverkehrs auf der Schelde und der Lys, und von Rivière (Namur), für die Bedienung des Schiffsverkehrs auf der Maas und der Sambre, in Betrieb genommen worden.

Wie "Oostende Radio" hat auch "Antwerpen Radio" eine "TV-Anlage" für die Mitteilung der "traffic-list" erhalten. Im Jahre 1973 wurde das "Selcall"-System bei "OSA" eingeführt. 1975 verfügte "OSA" über zwei Mittelwellentelegraphieempfänger- und Sender, vier Grenzwellentelephonieempfänger und zwei Sender und zusätzlich vier im Duplexbetrieb arbeitende UKW-Sender und Empfänger und über einen Simplex-Empfänger. Danach begann die schrittweise Erneuerung der technischen Ausrüstung des Sprechfunkwesens mit Ultrakurzwellen. Folgendes waren die Hauptgründe dafür:

 

- es bestand keine Möglichkeit, alle Frequenzen abzuhören und zu benutzen, die notwendig waren, um Funkverbindungen herzustellen, insbesondere nach dem Anstieg der Anzahl der Relaisstationen durch die Hilfssender in Vilvorde, Courtrai und Namur;

 

- die Verlagerung zum UKW-Verkehr zum Nachteil des Fernsprechverkehrs in den Grenzwellenbereichen. Übrigens wurde aus Gründen der Rationalisierung der Fernsprechverkehr mit den Schiffen in den Grenzwellenbereichen im November 1983 bei OSA eingestellt;

 

- die begrenzten Verbindungsmöglichkeiten der Sprechfunkstellen. Da es nicht möglich war, mehr als eine Verbindung pro Platz herzustellen, kam es immer wieder während der Stoßzeiten zu Schwierigkeiten. Lange Wartezeiten führten zur Annullierung, zu Verbindungsanfragen und zur Verlagerung des Ersuchens an andere Küstenfunkstellen.

 

- es bestand außerdem die Notwendigkeit, die Qualität der Verbindungen zu verbessern.

 

Die erneuerten Anlagen (mechanische Verbindungen waren durch computergesteuerte elektronische Schaltungen ersetzt worden) setzten sich aus der Tastatur zur Eingabe der Anweisungen und einem Videodisplay zusammen, das teilweise Fixdaten und teilweise variable Daten zur Kontrolle der durchgeführten Operationen hat. Es gibt sechs Arbeitsplätze, sowie einen Reserveplatz, die jeweils drei Verbindungen herstellen können. Um die Arbeit in dem Übertragungsraum angenehmer zu gestalten und eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, wurde die Installation der Plätze nach ergonomischen Gesichtspunkten, die vom arbeitsmedizinischen Dienst festgelegt worden waren, vorgenommen. Die offizielle Inbetriebnahme der neuen Anlage erfolgte am 9. Januar 1985 in Anwesenheit der Obersten Behörde, des Provinzgouverneurs, des Hafenschöffens und des Hauptgeschäftsführers der "Administration Belge des Télégraphes et des Téléphones".

Der Verkehr auf den Grenzwellen war auf das Abhören der Seenotfrequenz 2182 kHz und auf das Senden von dringenden Nachrichten an die Schiffe, von Wetter- und Sturmwarnungen, von Sicht- bzw. - Nebeldurchsagen und andere den Schiffsverkehr auf der Schelde betreffenden Nachrichten reduziert worden; dazu wurden nur zwei Telephoniesender von 1 kW benötigt.

Für die Funktelegraphie verfügt "OSA" über zwei Sender von 4.5 kW. Um die Funker der Küstenfunkstellen und die Infrastruktur am effizientesten zu nutzen, wurde der Sprechfunk auf Grenzwelle und der Telegrafiefunk auf Mittelwelle 1987 wieder von "Oostende Radio" übernommen.

Im November 1984 wurde bei "OSA" ein Kontrolldienst eingerichtet, der damit beschäftigt ist, die Simplex-Kanäle des beweglichen Seefunkdientes auf den Ultrakurzwellen abzuhören. Die Aufgabe dieses Dienstes ist es, Mißbrauch aufzudecken, über den sich sowohl die Seeleute als auch die Betreiber der Küstenfunkstellen beklagen. Nach der Identifizierung der Schiffe, die sich einen Verstoß zuschulden haben kommen lassen, werden alle notwendigen Maßnahmen, bis hin zum Entzug der Lizenz, ergriffen, um den Mißbrauch zu bekämpfen.

Schließlich wurde auch bei "Antwerpen Radio" die Möglichkeit in Betracht gezogen, automatische UKW-Sprechfunkverbindungen für die Schiffe, die sich in der Scheldemündung befinden, mittels des System Autolink RT herzustellen.